Unterwegs in und über Bad Wildbad – über die WildLine
16. 08. 2018, 11,3 km und 410 Höhenmeter
gpx-Track 1 & 2 (in zwei Tracks geteilt wegen der Talfahrt mit der Standseilbahn)
Start: Parkplatz an der Ziegelhüttenstraße/Ecke Jahnstraße, 75323 Bad Wildbad
Kosten für die Brückenüberquerung: 9 €
Donnerstag – Tag 5
Der Tag der Abreise war gekommen. Der Kurzurlaub, wovon Tag 1 und Tag 5 An- und Abreise waren, neigte sich dem Ende zu. Doch ich hatte viel erlebt und vor allem viel gesehen. Meine Eindrücke ließen in mir den Wunsch reifen, die Gegend ein weiteres Mal einmal besuchen zu wollen.
In einem Gästemagazin hatte ich das Bild der Hängeseilbrücke „WildLine“ in Bad Wildbad entdeckt und erinnerte mich auch, vor kurzem ein YouTube-Video vom Eröffnungstag gesehen zu haben. Schon lange hatte ich Lust, mich meiner Höhenangst zu stellen und über eine Hängebrücke zu laufen. Bad Wildbad lag auf meiner Route nach Hause. Also, nichts wie hin!
Ich parkte neben den Sportanlagen an der Ziegelhüttenstraße und ergatterte noch einen inoffiziellen, kostenfreien Parkplatz im Schatten. Es sollte ein wunderschöner, warmer und sonniger Tag werden. Da ich mir die drei Aufstiegswege zur WildLine auf einem Plan angeschaut hatte und alle drei nicht sehr lang waren, vermutete ich nur einen kurzen Ausflug und zog weder Wanderschuhe an noch schulterte ich einen Rucksack. Meine Handtasche mit einer 0,5 L Wasserflasche und Trekkingsandalen an den Füßen mussten reichen. Ich sollte mich ja so irren – aber bereut habe ich insbesondere die Schuhwahl überhaupt nicht. Dieser Ausflug entwickelte sich zwar zur ‚längsten‘ Wanderung meines Kurzurlaubs – aber ganz ohne Fußschmerzen – und zu einem wunderschönen Erlebnis!
Entlang der Großen Enz lief ich auf Bad Wildbad zu. An der „Marienruh“ war ein großes Portal errichtet, dort begannen die Aufstiegswege zum Sommerberg, wo sich die Hängeseilbrücke befand. Es gab drei verschiedene Aufstiegswege: Weg A, ein leichter mit 6 km (für den man aber 2 h brauchen sollte), Weg B, ein mittelschwer Aufstieg mit 4 km und Weg C, ein schwerer, steiler Steig mit 3,5 km.
Doch zunächst ging es auf einem gemeinsamen Weg schon mal recht steil den Berg hoch. Dabei wurde ich mal wieder von einer lauten, lärmenden Gruppe hochmotivierter Menschen „verfolgt“, als ich den Berg hinaufstieg. Gerade als sich die Aufstiegswege trennten, überholten sie mich und schlugen Weg B ein. Och nö, den wollte ich eigentlich auch gehen, aber in diesem Moment verging mir die Lust und ich schlug spontan den leichten Weg A ein, der zunächst in entgegengesetzter Richtung abbog. Sofort umgab mich Waldesruhe und ich war auf einem wunderschönen idyllischen Pfad, der sich sanft den Berg hinauf schlängelte. Sagte ich sanft? Es ging mitunter ziemlich steil und felsig daher.
Ich muss dazu sagen, dass ich bei der Einteilung „leicht“, „mittelschwer“ und „schwer“ die Vorstellung gehabt habe, dass der leichte Weg ein breiter, ggf. gepflasterte Weg sei, den man gut auch mit Kinderwagen oder Buggy laufen könne. Schließlich waren es Wege zu einem touristischen Ausflugsziel, zumal es auch noch einen großen Baumwipfelpfad auf dem Bergplateau gab. Aber dieser Weg erforderte an manchen Stellen gute Trittsicherheit. Ich genoss dennoch jeden Schritt auf weichem, gepolsterten Grund, zwiscchen Heidekraut und Findlingen.
Der Weg machte Höhenmeter um Höhenmeter, entfernte sich aber mehr und mehr von Bad Wildbad. Die angekündigten Ausblicke blieben bis auf eine Stelle aus. War ich noch richtig? Ich traf zwei nette Damen, die sich genauso wie ich wunderten, ob der Weg noch der richtige sei. Im Gegensatz zu mir, hatten sie eine kleine Übersichtskarte der Aufstiegswege dabei und wir überzeugten uns gemeinsam, dass es bis zu der Schutzhütte „Fünf Bäume“ noch weiter hinauf gehe und man dann auf dem Plateau zur WildLine ginge.
Zum Schluss muss ich einen Wegweiser falsch interpretiert haben, denn mein Weg stieg irgendwann eklig steil mitten durch ein steiniges Bachbett zu einem breiten Waldweg auf. Dort angekommen, fehlte jegliches Schild. Intuitiv folgte ich dem Forstweg nach links weiter hinauf und entdeckte schließlich neben einem weiteren Schild vom Ostweg die besagte Schutzhütte „Fünf Bäume“. Auch den ursprünglichen Pfad, den ich verfehlt hatte.
Ich war nun schon etwa 90 Minuten unterwegs,ziemlich erhitzt, aber erst 4 km gelaufen. Das kam mir so komisch vor. Erst als ich zu Hause den Weg bei Komoot nachzeichnete, sah ich, dass ich auf 3,5 Kilometern 320 Höhenmeter aufgestiegen war und der Weg eine 16%, teils 24%ige Steigung aufwies. Na, jetzt verstand ich es und fand meine Zeit gar nicht mehr so unterdurchschnittlich. 🙂
Auf dem Sommerberg waren die Wege alle ziemlich flach und breit, aber nicht überlaufen. Gemütlich schlenderte ich zur ausgeschilderten WildLine, vorbei an Audiostationen, an denen fortlaufend nach kräftiger Betätigung einer Kurbel die Geschichte „Das kalte Herz“ erzählt wurde, denn die handelte in dieser Gegend.
Am Absprungplatz der Paraglider gab es einen tiefen Blick hinab nach Bad Wildbad. Ein paar Schritte weiter stand ich dann an der Hängeseilbrücke. Ich überlegte und zögerte tatsächlich keine Sekunde, ob ich drüber gehen sollte, zog die Karte am Automaten und betrat das wackelige Konstrukt.
Die Brücke ist 380 m lang und 60 m hoch, ganzjährig geöffnet von 9 – 16:30 h (Winterhalbjahr) bzw. bis 19 h (Sommerhalbjahr), Einlass bis 30 Minuten vor Schließung. Ein Kassenhäuschen befindet sich nur am nördlichen Brückenkopf, wo der Weg B angelangt wäre. Ich erreichte den südlichen Brückenkopf (mit einem Automaten für Eintrittskarten) und ging daher auf meinem Wanderweg nur einmal über die Brücke.
Das Besondere der WildLine ist, dass sie nach oben gebogen ist. Man geht also erst einmal bergauf und man sieht nicht sofort das andere Ende der Brücke. Hier war unheimlich viel los, weswegen ich leider kaum ein „datenschutzsicheres Foto“ machen konnte. Zum anderen brauchte ich stets eine Hand, um mich am Geländer festzuhalten, denn die Brücke schwankte so stark, dass mein Gleichgewichtssinn sehr gefordert war. Deshalb fand ich es schwer, einhändig mit Camera und Handy (Fotos für Instagram) zu hantieren.
Schön war, dass ich ziemlich schwindelfrei blieb, denn das Geländer der Brücke gab mir ein großes Gefühl der Sicherheit. Der Boden bestand zwar aus einem Metallrost, durch das man hindurchschauen konnte, da man aber bergauf ging, machte man das eher nicht.
In der Mitte der Brücke angelangt, begegnete ich einer feiernden Gruppe junger Erwachsener mit Bierflaschen und Biergläsern in der Hand, die sich einen Heidenspaß daraus machten, die Brücke mit rhythmischen Bewegungen besonders ins Schwanken zu bringen. Die Schlingel! Als dann noch eine Schulklasse von Erstklässlern an mir vorbeirannte, wurde der Aufenthalt auf der etwa 1,30 m breiten Brücke für mich doch etwas unangenehm.
Es erfüllte mich mit Stolz, diese Brücke bezwungen zu haben und ich fühlte mich, als habe ich meine Höhenangst für immer überwunden. In einem späteren Urlaub wurde deutlich, dass dem nicht so war. Zumindest die Angst zu Fallen an Steilhängen ist noch da.
Von der WildLine ging ich hinüber zur Siedlung Sommerberg und den Ausflugslokalen, speiste dort zu Mittag und fuhr mit der Sommerbergbahn hinab nach Bad Wildbad, einem hübschen kleinen Kurbad.
Der Rossini-Brunnen. Der Komponist weilte in Bad Wildbad zur Kur:
Ich wanderte noch durch den gepflegten Kurpark, der teils sehr schöne Stellen direkt am Wasser hatte und auch für Kinder viele nette Bachspielplätze aufwies. Dann fuhr ich wieder nach Hause.
Das war ein rundum toller Tag!
Die Brücke wäre nichts für mich, tausend Tode würde ich auf dem Teil sterben😉😉😉
LG Nina
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Das dachte ich auch mal.
Probiert es doch mal aus, z. B. an einer kostenlosen Brücke?
Wer weiß?
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Ohhhh lieber nicht, schon eine Leiter mit drei Stufen bekommt mir nicht und auch kleine bzw kurze Hängebrücken über Flüsse finde ich nicht toll.
LG Nina
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