Drögelwege durch Belgiens Hohes Venn – eine Geduldsprobe und trotzdem wunderschön!
2. Etappe von Roetgen nach Monschau – Mützenich
13,6 Kilometer, ↑ 290 Höhenmeter ↓ 110 Hm
Start: Parkplatz an der Wanderstation, Mühlenstraße in 52159 Roetgen Ziel: Parkplatz am Friedhof der Kirche St. Bartholomäus, Ringstraße 4 in 52156 Monschau-Mützenich
Gewandert am 30. Mai 2019 (Himmelfahrt), GPX-Track bei Komoot
Nach der wunderschönen Etappe des gestrigen Tages freute ich mich ungemein auf den heutigen Wandertag. Gestern Abend waren Jutta und ich nicht mehr ausgegangen, sondern haben einen Salat gegessen und sind ziemlich bald danach schon ins Bett gegangen, so müde waren wir.

Ich war gespannt, wusste aber auch, dass uns eine 5 km lange schnurgerade und vermutlich eher langweilige Strecke durchs Belgische Hohe Venn bevorstand. Zur Vorbereitung haben Jutta und ich das Buch „Eifelsteig für Anfänger“ von Manuela Herzhoff gelesen, in dem die Autorin unterhaltsam beschreibt, wie sie mit ihrer Freundin zusammen den Eifelsteig gewandert ist und dass sie besonders langweilige Strecken „Drögelwege“ nannten. Ich habe den Begriff kurzerhand übernommen 🙂

Außerdem sollten wir heute den höchsten „Berg“ des gesamten Eifelsteigs besteigen, den 658m hohen Stelling oberhalb von Mützenich. Etwa 6 Kilometer steigt der Weg bis zum Stelling an, doch – ehrlich gesagt – merkt man das kaum, weil der Anstieg von nur 200m so sanft verläuft.

Bevor es aber drögelig wurde, liefen wir von Roetgen aus durch blühende Wiesen, gesäumt von alten Kopfbuchen, Weiden und Hecken und erreichten bald den Weiler Schwerzfeld, der südlich von Roetgen direkt an der belgischen Grenze liegt.
Mehrere Bänke luden Spaziergänger zur Rast ein. In Schwerzfeld wechselte der Eifelsteig in den Wald hinein. Auf verwunschenen Trampelpfaden wurden wir kurvig unter hohen Buchen hindurchgeführt.
Manchmal war die Wegführung nicht so eindeutig, aber mutig weitergegangen fand sich bald wieder das vertraute Wanderzeichen. Weiße Grenzsteine zeigten die Grenzführung Deutschland – Belgien an.
Bald erreichten wir wieder den Waldrand. An einer Schranke wies unseres Erachtens nach der Pfeil nach links. Oh, der gerade und bald asphaltierte Weg war ja schon ein rechter Vorgeschmack auf das Hohe Venn! Erst, als Häuser vor uns sichtbar wurden und ich einen Blick auf die Komoot-App warf, merkten wir, dass wir falsch abgebogen waren und wieder auf Schwerzfeld zuliefen. Also zurück.
Der Weg durch den Staatswald Oberweser – nun in Belgien – war großenteils asphaltiert und führte in Kurven hinab zum Steinbach. Hier trafen wir eine Gruppe von Vatertagsausflüglern, die sich ihren ersten (?) Biervorrat, den sie zum Kühlen in den Bach gestellt hatten, genehmigten. Ansonsten haben wir heute keinerlei „feierwütigen Männerhorden“ gesehen.
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Steinbach
Wir wanderten jenseits des Steinbaches weiter durch den Wald. Nun waren schon mehr Leute unterwegs, denen wir begegneten. Beim ehemaligen Reinartzhof, heute eine Schutzhütte mit Bänken und einem Gedenkkreuz, machten wir mit vielen anderen Wanderern zusammen Mittagsrast.
Der Himmel zog etwas zu und auch einige Nieseltropfen fanden den Weg zur Erde. Also liefen wir bald weiter. Und dann begann der Drögelweg, erst auf feinem Schotter, dann auf Asphalt.

Es gab da zwar auch einen Alternativweg durchs Moor, doch wäre das eine etwas längere Strecke gewesen. So hielten Jutta und ich uns mit Gesprächen „wach“ und schauten einfach nur nach vorn.

Ich muss aber sagen, so lang wie 5 Kilometer kam mir der schnurgerade Weg gar nicht vor. In der Erinnerung habe ich mehr ein Gefühl eines 2-Km-Weges abgespeichert. Aber alle, denen wir begegneten, jammerten und beschwerten sich über den Weg.



Wir erreichten eine Schutzhütte. Hier war ich schon einmal mit Doris gewesen, als wir von Mützenich aus das erste Mal im hohen Venn gewandert sind. Damals hatten wir uns während eines heftigen Regenschauers hier untergestellt und noch nett mit einem holländischen Ehepaar geplaudert, das den Eifelsteig lief und ebenfalls hier wartete. Dieses Mal lief ich mit Jutta den Weg von damals in entgegengesetzter Richtung nach Mützenich.

Der Stelling (auch Stelingsberg genannt) und somit wieder deutscher Boden war dann auch bald erreicht. Das ist keine markante Bergspitze oder dergleichen. Nur ein Schild wies auf die Erhebung hin, doch war dieser Punkt das sehnlichst erwartete Ziel, denn hier verließen wir endlich den langen, geraden Weg und folgten neuen wunderschönen Wegen, teils am Waldrand entlang, teils durch offene Landschaft.
Eine Obstkiste an einem Baum wurde als Verkaufsstand für Eifelsteine umfunktioniert, die vermutlich von Kindern bunt angemalt wurden, wie Elkes Beitrag vom April des Jahres noch zeigt. Bei uns lagen nur drei unbemalte Steine in der Kiste, die man auch vom Boden hätte aufsammeln können, aber ein neues Schild wies auf den guten Zweck hin: Von jeder zweiten gespendeten Münze werden Blumen für die Bienen gekauft. Verständlich, dass das Sparschaf bis oben hin gefüllt war!

Am ausgeschilderten Zuweg zum Eifelblick, wie besonders schöne Aussichten genannt werden, liefen wir vorbei. Auch vom Weg aus hatten wir schon eine hübsche Aussicht, trotz des zugezogenen Himmels.

Das nächste nette Highlight waren zwei große Steinbrocken im Wald: Kaiser Karls Bettstatt. Eine nette Anekdote rankt sich um diese Quarzitblöcke, auf denen einst Kaiser Karl , von der Nacht überrascht, übernachtet haben soll und wovon heute noch ein Abdruck sichtbar sein soll. Für mich waren die Steine ein interessanter Earthcache.


Einen weiteren Earthcache fanden wir an einem Aussichtsturm, von wo aus man zwar keine besonders schöne weite Aussicht hatte, weil alles zugewachsen war, aber auf die besondere Form des eiszeitlichen Palsa, einer Bodenerhebungen im Moor, hinabblicken konnte. Einige Schritte abseits des Eifelsteigs konnte man über einen hübschen Bohlensteg auf einen idyllischen Moorweiher schauen.
Der weitere Weg war gesäumt von Buchenhecken, die schon einen Vorgeschmack auf die meterhohen Hecken brachten, die uns in Mützenich, aber vor allem in Höfen am kommenden Tag erwarteten.
Mützenich war danach sehr bald erreicht und auch unser Auto in der Ringstraße an der St. Bartholomäus Kirche. Die Fahrt durch Belgien zurück nach Roetgen, um das zweite Auto zu holen, erschien uns komischerweise viel länger als es unsere Wanderung war 🙂
An diesem Abend waren Jutta und ich nicht ganz so platt. Wir schlenderten noch durch Monschau und gingen Abendessen. Ein hübsches Städtchen. (Fotos von Monschau: Jutta S.)
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