Eine wildromantische längere Etappe entlang der Rur mit einigen Höhenmetern
Meine 4. Etappe von Monschau-Höfen nach Einruhr
17,3 Kilometer, ⇑ 400 Höhenmeter ⇓ 600 Hm
Start: gegenüber Wiesengrund 31 in 52156 Monschau-Höfen, Ziel: Parkbuchten an der B266 Nähe Rurbrücke in 52152 Simmerath-Einruhr
gewandert am 01. Juni 2019, gpx-Track bei Komoot
Zur heutigen Wanderung passt die Überschrift eigentlich nicht, denn Jutta und ich haben uns für eine längere Etappe entschieden. Wir fühlten uns fit genug. Eine Verkürzung der Etappe wäre durchaus am Gasthof Grünenthal bei Widdau, am Campingplatz in Hammer (auch Busanbindung) oder auch in Dedenborn möglich gewesen, doch wollten wir bewusst Strecke machen und uns auch etwas selbst herausfordern.

Streckenplanung
Am Vorabend hatten wir noch über der Karte gebrütet und überlegt, wo man die Etappe verkürzen könne. Morgen war der letzte Tag unseres Kurzurlaubs und da wollten wir eigentlich bis zur Burg Vogelsang kommen. Je kürzer die heutige Etappe, desto weniger schaffen wir morgen. Also motivierten wir uns gegenseitig, dass wir die 17,3 km schaffen würden. Ich bin solche Strecken ja auch schon mehrfach gelaufen, das war aber vor der Zeit meiner Fußprobleme. Für Jutta war es vermutlich auch die erste längere Tour und so hatten wir beide Respekt davor. Zumal uns heute auch mehr Höhenmeter erwarten sollten.

Wir starteten wieder früh, denn die Fahrt nach Einruhr, um das eine Auto im Ziel abzustellen, gehörte zur Zeitplanung dazu.
Von unserem Startpunkt in Höfen waren wir wieder ohne Umschweife im Grünen. Der Weg führte durch blühende, summende Wiesen und dann in ein feuchtes Bachtal im Wald hinab.

Oft musste ich während dieses Tages daran denken, dass die meisten Eifelsteigwanderer diese Etappe ja von Monschau aus starten. Da hatten sie an diesem hübschen Fleckchen hier also schon viele Eindrücke hinter sich. Ich hatte ja schon Mühe, mir die vielen Landschaftsbilder des gestrigen Tages zu merken und zu erinnern, wie geht es mir dann erst, wenn ich irgendwann einmal eine 27 km lange Etappe laufe?? Bevor ich mit meinen Blogberichten zum Eifelsteig begonnen habe, war meine Erinnerung an den Weg nur noch verschwommen und ich hatte schon die Befürchtung, nicht mehr genug zu berichten zu haben. Doch kommt jetzt beim Betrachten der Bilder und der Karte die gesamte Erinnerung wieder.
Nach den Wiesen voller Blumen folgte das schattige Kluckbachtal, welches mit urigen gefallenen Baumriesen und üppigem Farnbewuchs punktete. Wir folgten dem Bach ein längeres Stück und überwanden einen kleinen Zulauf, bis der Weg steil anstieg und wir bei einem Wegweiser mit Ruhebank auf einen breiteren Waldweg stießen. Der führte uns direkt zur historischen Sägemühle mit altem Meilerplatz. In den Karten wird die Stelle auch Köhler-Klause genannt.


Früher war die Luft hier sicherlich rauchgeschwängert und die Sägen heulten laut, jetzt war die rein und klar und nur das Bächlein gurgelte und die Insekten surrten. Das Häuserensemble zusammen mit den Picknickplätzen wirkte sehr einladend. Wären wir nicht gerade erst losgelaufen und hätten wir nicht noch 14,5 km vor uns, so hätten wir uns hier niedergelassen.
Auf der anderen Seite des Kluckbachs, den ich versehentlich zuerst als die Rur gehalten hatte, ging es gemütlich weiter durch den sehr anmutig wirkenden Wald, durch den sich die Sonnenstrahlen Bahn brachen. An einer Brücke floss der Kluckbach in die Rur.
An der Rur
Hier machten wir eine kleine Geocachingpause, wofür ich einmal die Rur überqueren musste. Wäre ich nicht über die Brücke gegangen, hätte ich die wunderschön gewachsenen Buchen am Flussufer nicht entdeckt. Man entdeckt beim Geocachen oft Orte, die man sonst nicht bemerkt hätte.



Ein Holzstapel mit einem interessanten Riss in der Schnittfläche zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht und ich konnte es mir nicht verkneifen, etwas dazu zu malen:


Wir merkten, dass heute Samstag war, denn es waren viel mehr Wanderer unterwegs als an den vorigen Tagen. So auch beim steilen Aufstieg zum Eifelblick Perdsley, der sich als schmaler uriger Pfad den Hang hinaufwand.
Mittlerweile war es richtig warm geworden. Wer hoch läuft, muss auch wieder runter. Also ging es wieder bergab und wir folgten dem Verlauf der Rur, sahen sie aber nur selten.

Auf Höhe des Jugendzeltplatzes Widdau endete der Weg an der Grünentalstraße. Hier überquerten wir die Rur ganz in der Nähe des Ausflugslokals Café/Bistros Grünental. Die Komootkarte kennt diese Straßenbrücke nicht, so dass ich hier einen Off-Grid-Abschnitt einbinden musste. Einkehren wollten wir hier nicht, da wir erst 6 Kilometer gelaufen waren, nicht einmal die Hälfte dieser Etappe. Wie gesagt, hier hätte man die Etappe unterbrechen können, bzw. diesen Abschnitt noch an die vorangegangene Etappe dranhängen können, was mal mein ursprünglicher Plan gewesen war.

Auf der anderen Rurseite erlebten Jutta und ich einen wieder mal sehr schönen Abschnitt: Ein recht ebener Balkonweg verlief hoch über dem Rurtal.
Offene Felswände und dicke Wurzeln säumten den Weg. Es ging vorbei an Stolzenley und Uhusley.
Der „Hammer-Aufstieg“
Wir waren so richtig im Wanderflow. Doch aus diesem Traum wurden wir jählings herausgerissen, als der Eifelsteig oberhalb der ersten Häuser des Örtchens Hammer plötzlich nach links abbog und sich gefühlt fast senkrecht den Berg hinaufschob zum sogenannten Weißen Kreuz. So wie der Schwung beim Bergabfahren mit dem Rad schnell auf Null ist, wenn es wieder steil bergauf geht, genauso kam unser Tritt ins Stocken, der Puls trieb in die Höhe und wir schnauften. Außerdem hatten wir ordentlichen Mittagshunger.
Ich empfand den Berg auf jeden Fall anstrengend, freute mich aber insgeheim, dass ich die Anstrengung nur in den Waden spürte und gar nicht so sehr außer Atem war oder mein Herz klopfen hörte wie noch vor einem Jahr. ‚Oh, Training‘, stellte ich erfreut fest.
Genauso steil, wie der Weg uns in die Höhe gebracht hatte, sollte er oben nun wieder hinabführen. 100m weiter den Berg hinauf führte aber noch ein Abstecher zum Weißen Kreuz von 1927, den wollte ich unbedingt noch mitnehmen, zumal dort oben auch eine Schutzhütte war, an der ein Geocache lag. Vom Kreuz aus bot sich eine schöne Sicht ins bewaldete Tal und auf ein Eifeler Höhendorf.


Der Puls hatte sich beruhigt und der ziemlich steile Abstieg konnte beginnen. Den fand ich noch fieser als den Aufstieg. Ich habe wirklich darüber gegrübelt, warum die Wegbetreiber diese Kehre, den sog. Rittweg, bergauf und bergab machen! Klar, um die Landstraße im Tal zu umgehen. Doch schon zu Beginn des Aufstiegs hätte man nur wenige Meter an einer Seitenstraße entlang gehen müssen, um dann auf einem Höhenweg oberhalb der Landstraße nach Hammer wandern zu können, so wie es ein anderer Wanderweg macht.
Naja, ihr merkt, dass ich mich an diesem anstrengenden Aufstieg sehr aufhalte, der an diesem Tag eines der prägendsten Erlebnisse war. (Es waren 90 Höhenmeter auf rund 700 Längenmeter, mit teils 18% Steigung laut Komoot). Umso erstaunter war ich, als ich weder im Wanderführer noch in anderen Wanderberichten von dieser Etappe auch nur einen Hinweis las. Es war also nur mein ganz eigenes „Über den Berg kommen“!
In Hammer angekommen, brauchten wir dringend eine Mittagspause. Entlang des Rittwegs war keine Bank gekommen, also setzten wir uns kurzerhand auf eine schattige Mauer an einem großen Haus und packten unser Essen aus. Das war kommunikativ, denn alle vorbeikommenden Wanderer konnten es uns nachfühlen und sagten irgendetwas.
Auf dem Campingplatz Hammer kehrten wir dann auf einen Kaffee im gemütlichen Bistro ein.
Über dem Rurtal bis Dedenborn
Wir umrundeten den Campingplatz, der einen sehr gepflegten Eindruck machte, und liefen oberhalb des Rurtals ohne Sicht auf den Fluss durch Wiesen, Wälder und Felder – mit stetigem Anstieg. Mittlerweile waren wir müde, aber immer noch guter Dinge, das Ziel heute noch zu erreichen 🙂 , auch wenn wir mittlerweile recht viele Pausen machten.


In Dedenborn begegnete uns eine Eifelsteig-Wegsperrung wegen Baumfällarbeiten, die aber schon recht alt war, weswegen wir bezweifelten, dass am heutigen Samstag hier noch gefällt wird, umgingen aber dennoch den Bereich, indem wir einfach der Dorfstraße geradeaus weiter folgten, bis unser Weg wieder mit dem Eifelsteig vereint war. Den Abzweig zu der geologischen Besonderheit Mullion-Formation haben wir leider übersehen. Die tektonische Struktur der Steine hätte mich interessiert.
An einer gemütlichen Bank unter einem Baum an einem Wegekreuz trafen wir eine Gruppe von vier Wanderern, die sich fröhlich ein Glas Wein genehmigten. Grüßend und schmunzelnd zogen wir an ihnen vorbei. Auf einem wunderschönen Wiesenweg umrundeten wir einen Hang. Die nächste Bank war wieder unsere! Dieses Mal grüßten die vier Herren im Vorübergehen.
See in Sicht!
Irgendwie habe ich seit dem Hammeranstieg auf den nachfolgenden 7 Kilometern kaum noch Fotos gemacht. Jetzt ging es noch einmal steil auf schmalem Pfad durch einen verwilderten Hang bergauf, dann zeigte sich uns endlich das erste Blau des Rursees zwischen den Bäumen.


Die Aussicht auf das Ende der Tour in Einruhr beflügelte unsere Schritte. Der breite steinige Waldweg, bei dem man sehr aufpassen musste, wo man hintrat, um nicht umzuknicken, zog und zog sich, bis wir zum nächsten Eifelblick kamen und einen schönen Blick auf Einruhr hatten:


Die ‚Rur ohne h‘
Wer sich jetzt wundert, warum der Ort Einruhr mit ‚h‘ geschrieben wird, der findet in meinem Wanderführer aus dem Publicpress Verlag eine Erklärung: Der Fluss wurde vor zwei Jahrhunderten noch als Ruhr mit h geschrieben. Um einer Verwechslung mit der Ruhrgebiets-Ruhr zu entgehen, strich man dem 164 km langen Fluss einst das ‚h‘. In manchen Ortsnamen ist es aber erhalten geblieben: Einruhr, Erkensruhr.
Schöner Abstieg am Ende der Wanderung
Vom Eifelblick Wolfshügel aus begann ein schöner Abstieg auf urigem Pfad hinab nach Einruhr. Kurz vor Einruhr bot sich noch einmal ein hübscher Blick auf den Ort (was ich aber nicht fotografiert habe – urgh!)
Auf Seehöhe angekommen, standen wir schon fast an unserem Auto, das wir am Rand der L266 abgestellt hatten, entledigten uns endlich der qualmenden Wanderstiefel und humpelten dann zur nächsten Gastronomie, um unseren Sieg über die Etappe zu feiern!
Wir waren erschöpft, aber glücklich! Das Abendessen nahmen wir auch gleich hier ein, so dass wir nach dem Abholen des anderen Autos in Höfen abends in der Ferienwohnung nicht mehr kochen mussten. Eine gute Entscheidung!
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So wie es aussieht, war das eine schöne, wenn auch relativ lange Etappe. Wie schön, dass dein Fuss das mitgemacht hat! 😃
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Ja, der Fuß hat es sogar gut verkraftet! Bin ganz happy gewesen!
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Interessante Wegbeschreibung mit schönen Fotos.
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Danke schön! Freut mich.
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Hallo, na das war schön, in Erinnerungen zu schwelgen. Wir haben den Eifelsteig vor nunmehr 6 Jahren „bezwungen“ und fanden ihn klasse. Das Lesen deines ausführlichen Berichts war wie ein nochmal Mitlaufen. Katy und Effi
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Vielen Dank für euren netten Kommentar. Mir geht es auch immer so, wenn ich Berichte lese oder Videos von Wegen schaue, die ich selbst gelaufen bin. Das kann ich auch immer wieder tun.
Ich tippe gerade unsere 5. Etappe 🙂
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